Der Film „Bruno“, 1972 von M. Dubray realisiert und auf theoretischem Niveau von Bernard Aucouturier und André Lapierre im gleichnamigen Buch „Bruno“ dargestellt, hat die Anfänge der Praxis bekannt gemacht („Bruno“, Delachaux et Niestlé, 1977, in deutsch erschienen im Ernst Reinhardt Verlag München 1982). „Der Ansatz Aucouturier – Handlungsfantasmen und psychomotorische Praxis“ stellt sein Werk ausführlich dar und erläutert die Praxis heute („La méthode Aucouturier“ in französischer Sprache erschienen bei de boeck, 2004; in deutsch erschienen im proiecta Verlag Bonn 2006). Zwischen diesen beiden Büchern hat Aucouturier mehrere Werke veröffentlicht, die Klassiker geworden sind, wie die Trilogie „Die Symbolik der Bewegung“, „Die Kontraste“, „Der Mangel am Körper“ – unter Co-Autorenschaft von André Lapierre. Darüber hinaus „Psychomotorische Praxis – Heilerziehung und Therapie“, unter Co-Autorenschaft von Ivan Darrault und Jean-Luis Empinet sowie „Was bewegt das Kind?“ unter Co-Autorenschaft mit Gérard Mendel. Alle diese Werke zeichnen Bernard Aucouturier als Referenz auf dem Gebiet der Psychomotorik aus.
Bernard Aucouturier hatte eine besondere Gabe, eine ganz besondere Fähigkeit mit Kindern in Beziehung zu treten. In seinem beruflichen Werdegang zeichnet ihn ein großer Scharfblick und eine enorme Beobachtungsgabe für das Verhalten der Kinder aus. Darüber hinaus begegnet er dem Kind, das leidet und sein Unwohlsein zum Ausdruck bringt, mit einer Sensibilität, die über das allgemeine Maß weit hinausgeht. Er begegnet diesen Kindern in einer Art und Weise, die sie hoffen lassen, dass es jemanden gibt, der sie versteht. Diese Gabe hat ihn schließlich veranlasst, den tiefen Sinn der motorischen Expressivität des Kindes zu erforschen, die ihre Wurzeln in den frühen Phasen seines Lebens hat.
Das Originelle der Methode besteht darin, in Handlungsvermögen, Freude und Beziehung den wesentlichen Antrieb für Entwicklung und psychische Reifung des Kindes zu sehen. Bernard Aucouturier ist der einzige Autor, dem es gelungen ist, Konzepte von Piaget, Freud und besonders Winnicott in Handlungsprinzipien umzusetzen, die die körperlichen Wurzeln beim Entstehen von Psyche und Denkvermögen unter Beweis stellen. Darin liegt zweifelsfrei sein Hauptbeitrag auf dem Gebiet der psychomotorische Therapie und Erziehung. In diesem Sinne ist Aucouturier Vordenker und Wegbereiter: über seine Intuition wurde bereits seit langem in die Praxis umgesetzt, was die neurowissenschaftlichen Forschungen heute aktuell entdecken und belegen.
Die Psychomotorische Praxis Aucouturier ist aus Erfahrung entstanden. Sie ist lebendig und dynamisch, aber sie basiert auf theoretisch-praktischer Erfahrung von umfangreicher Kontinuität. Zahlreiche Psychomotorik-Räume sind ausgestattet mit einem spezifischen Material, das flexibel, multifunktionell und sehr bunt ist – die Schaumstoffblöcke – ein weiterer großartiger Beitrag von Professor Aucouturier.
Seit ihrer Gründung war die ASEFOP der privilegierte Ort für Bernard Aucouturier seine Methode zu verbreiten – mit Hilfe der Ausbildungen, die in den Schulen in den verschiedenen Ländern durchgeführt wurden. 25 Jahre lang hat Professor Aucouturier sein Wissen, seine Erfahrung und seine Forschungen zu Gunsten der Schulen und Ausbildungsinstitute der ASEFOP zur Verfügung gestellt und regelmäßig dort unterrichtet. Über die vielen Seminare und Fortbildungen konnten wir – die Ausbilderinnen und Ausbilder – seine Philosophie und Ethik, dem Kind als Subjekt mit Respekt zu begegnen, sowie seinen Blick auf das Kind integrieren. Wir bilden in einer psychomotorischen Praxis aus, die jeden Menschen, der sie kennen lernen will, verändert.
Die Ausbilderinnen und Ausbilder der ASEFOP sind heute die einzige Gruppe, die direkt von Bernard Aucouturier ausgebildet wurde. 30 Jahre lang haben sie seinen Werdegang begleitet und Ausbildungsinstitute gegründet, über die die psychomotorische Praxis verbreitet und bekannt gemacht wurde. Sie fühlen sich den Leitideen dieser psychomotorischen Praxis zutiefst verpflichtet und setzen sie in den Ausbildungsinhalten mit großer Loyalität und Konsequenz um.
2009 hat sich Bernard Aucouturier im Alter von 75 Jahren aus dem institutionellen Leben der ASEFOP zurückgezogen. Die ASEFOP setzt ihre Arbeit weiterhin fort und hält den Geist ihres Gründers lebendig.
Ein Mal im Jahr finden die Ausbilder-Wochen statt. Hier treffen sich die Ausbilderinnen und Ausbilder, tauschen ihre Erfahrungen aus und aktualisieren Ausbildungen und Kriterien für ihre Interventionen angesichts neuer erzieherischer und pädagogischer Herausforderungen, die die aktuelle Gesellschaft stellt.
Die Ausbilderinnen und Ausbilder der Schulen bilden mit großem Engagement aus und engagieren sich täglich für diesen besonderen Blick auf das Kind, der als „Hausmarke“ , als besondere Haltung all derjenigen bezeichnet werden kann, die unsere Ausbildungen durchlaufen haben.